freie Trauerrednerin Katharina Grill

... weil die Liebe bleibt ...

Sollen Kinder bei einer Trauerfeier mit dabei sein?

Oft höre ich, dass Kinder bei einer Trauerfeier nicht dabei sein sollen - aus den verschiedensten Gründen. Oft geht es dabei darum, dass Bezugspersonen meinen, in dieser Situation nicht "stark sein zu können". Manchmal stecken auch eigene Erlebnisse aus der Kindheit dahinter, Beerdigungen wurden als "schrecklich" empfunden und diese Erfahrung möchte man den Kindern ersparen. Vielleicht gibt es auch die Vorstellung, dass Kinder eine Feier "stören" könnten.


Mein Anspruch ist es, allen, die von einem Menschen Abschied nehmen wollen, das auch zu ermöglichen.

Darum gilt für mich der Grundsatz, dass Kinder, egal welchen Alters, bei meinen Trauerfeiern ausdrücklich erwünscht sind.


Warum?

  • Auch Kinder brauchen einen Abschied und einen Abschluss. Auch wenn Sie nach der Beerdigung mit Ihrem Kind das Grab besuchen, viel erklären, Bilder zeigen, Bücher anschauen - die Vorstellung, dass ein geliebter Mensch jetzt plötzlich hier in der Erde sein soll, ist für Kinder viel zu abstrakt. Genau genommen schneiden Sie gerade das wichtigste Stück des Weges heraus, den jeder Mensch zu gehen hat. Auch Kinder brauchen die Möglichkeit, diese Wandlung mitzuvollziehen.
  • Kinder sind noch ganz nahe am Fühlen, sie bekommen alle Emotionen mit. Kinder spüren und wissen, dass etwas "anders" ist. Sie merken die Traurigkeit, sie trauern selbst. In einer gut gestalteten Trauerfeier dürfen sich Emotionen wandeln. Ein Abschied ist nicht nur ein trostloser Verlust. Vieles in einer Trauerfeier bereitet auf das Leben vor, in dem der/die Verstorbene im Herzen getragen wird.
  • Trauer und Abschied kann man nicht üben. Ein Todesfall ist immer ein Ernstfall, der einmalig ist und nicht geübt werden kann. Wenn Sie Kinder bei der Feier dabei sein oder sogar mitgestalten lassen, können sie so vieles lernen, was in keinem Schulbuch steht: Wie trauern Menschen? Warum weinen manche? Warum andere nicht? Wie können wir einander beistehen? Welche Rituale helfen uns, unsere Trauer anzunehmen? Wie können wir uns an den/die Verstorbene:n erinnern? All das sind Fähigkeiten, die essentiell sind für unser Leben. Sie geben Ihrem Kind damit ein Pfund mit, das es sich nirgends anders erwerben kann.
  • Kinder gehörten auch zum Leben des/der Verstorbene:n. Würde der/die Verstorbene denn tatsächlich wollen, dass die Nichte, der Enkel, das Nachbarskind bei seinem/ihrem letzten Fest nicht dabei ist?


Wie eine Trauerfeier eine "Feier für und mit allen" wird:

Während des Trauergesprächs loten wir aus, was Ihre Bedenken und Befürchtungen in Bezug auf das Mit-dabei-Sein sind. Gerne empfehle ich da auch die Podcast-Folge zum Thema "Umgang mit Trauer" aus Kathy Webers GfK-Podcast "Familie verstehen".


Was mir wichtig ist:

  • Wenn Kinder mit dabei sind, bereite ich einen Kindertisch vor. Manchmal wird es Kindern zu viel, sie brauchen einen Rückzugsort. Oder sie haben vielleicht auch noch eine Idee für ein Bild oder einen Brief an den/die Verstorbene:n. An diesem Tisch gibt es Malutensilien, Bücher, Spielzeug. So können sich Kinder rausnehmen, wenn sie Zeit für sich brauchen.
  • Kinder können sich jederzeit gerne auch in die Gestaltung der Feier mit einbringen. Manche wollen ein Bild malen, Origami-Schmetterlinge falten, einen Brief schreiben oder auch einen Tanz einbringen. Alles, was einem Kind in Bezug auf den Abschied wichtig ist, soll einen Platz bekommen.
  • Wenn die Kinder das wünschen, dürfen sie sich noch in der Feier persönlich am Grab verabschieden. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, etwas ins Grab mitzugeben. Der Hintergrund ist, dass Kinder oft mehr Zeit am Grab brauchen. Manchmal möchten sie sich das ganz genau ansehen oder vielleicht auch noch etwas sagen. In der Reihe der Erwachsenen, die nach der Feier am Grab Abschied nehmen, ist dafür oft nicht die Gelegenheit. Darum biete ich gerne innerhalb der Feier diesen Raum.

 

Aus meiner Erfahrung bereichern Kinder, egal in welchem Alter, die Trauerfeier. Aus den Rückmeldungen der Familien, die ich begleiten durfte, erfahre ich, dass es für alle eine gute und heilsame Erfahrung werden konnte.

Wenn Sie dazu Fragen haben, sprechen Sie mich gerne an!